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Curcuma: Gewürz des Lebens
Hast du schon mal ein original indisches Gericht gegessen? Wenn ja, ist es sehr wahrscheinlich, dass darin Curcuma verwendet wurde. Was diese kleine Wurzelknolle so besonders macht, erfährst du in diesem Artikel.
Was ist Curcuma?
Die auch als „Zauberknolle“, „Gelbwurz“ oder „indischer Safran“ bezeichnete Wurzel der Gattung Curcuma longa gehört zur Familie der Ingwergewächse und ist als Gewürz und natürlicher Farbstoff ein unverzichtbarer Bestandteil der indischen Küche. Außerdem ist sie auch in vielen Gewürzmischungen, wie beispielsweise Curry, enthalten. Curcuma verleiht den Gerichten einen mild-würzigen Geschmack sowie die typische intensive, gelb-orange Farbe. Die gold-gelbe Farbe der Wurzel nutzen die Inder zum Beispiel auch, um ihren frisch geborenen Babys einen gelben Punkt auf ihre Stirn zu malen. Durch dieses religiöse Zeichen sollen sie auf ihrem weiteren Lebensweg mit viel Glück und Erfolg gesegnet werden.
Doch nicht nur in der Küche wird die Wurzel eingesetzt, sondern auch in der traditionellen ayurvedischen Heilkunde. Seit Jahrtausenden findet sie Anwendung in den verschiedensten Bereichen und wird aufgrund ihrer guten Verträglichkeit in erster Linie bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) hat die Curcuma-Wurzel offiziell als traditionelles, pflanzliches Arzneimittel (§ 39a Arzneimittelgesetzt) eingestuft. Die Anerkennung der Wirkung und der Unbedenklichkeit beruht dabei auf ihrer langjährigen traditionellen Anwendung.
Die Besonderheiten der Curcumaknolle
Aus ihrer Heimat in Südostasien gelangte die Curcuma-Wurzel nach Westindien und Südamerika. Aus Indien wurde sie dann der Legende nach im 14. Jahrhundert von dem Seefahrer Marco Polo nach Europa gebracht und gewann dort seitdem immer mehr an Bekanntheit. Uns hat die gelbe Knolle ebenfalls überzeugt und diese Begeisterung möchten wir gerne mit Ihnen teilen.
Curcuma ist eine mehrjährige Pflanze. Sie treibt aus einem knolligen Wurzelstock (Rhizom) und entwickelt stattliche 2 bis 2,5 m lange, kräftig gestielte und lanzettenförmige Blätter sowie eine dichte Ähre mit blassgelben bis rosa Blüten. Aus dem knolligen Wurzelstock wird das Gewürz hergestellt und auch der Curcumin-Extrakt gewonnen. Die Pflanze gedeiht am besten in tropischen Gebieten, wo sie genügend Feuchtigkeit bekommt und gleichzeitig ein stetiges feucht-warmes Klima herrscht. Hauptsächlich wird sie daher in indonesischen, indischen und auch in chinesischen sowie südamerikanischen Tropengebieten angebaut. Im pazifischen Raum und speziell auf den abgelegenen Inseln dieser Regionen wird Kurkuma auch „gelber Safran“ genannt und ist dort als magische Pflanze bekannt. Die Insulaner tragen sogenannte Safranstreifen in ihren Amuletten, die sie vor bösen Geister schützen sollen.
Curcuma im traditionellen Ayurveda
Ayurveda ist ein einzigartiges und ganzheitliches Konzept aus Indien, das jeden Menschen als Individuum betrachtet. Zentrale Elemente des Ayurveda sind Massage- und Reinigungstechniken, eine fundierte Ernährungslehre, umfassende Pflanzenheilkunde und die spirituelle Yogapraxis. Der Ernährung kommt eine besondere Bedeutung zu. Ein Zitat aus der Charaka-samhita 1.25.31 besagt: „Allein durch gute Nahrung gedeiht der Mensch; schlechte Ernährung hingegen ruft Krankheiten hervor.“ Körper, Seele und Geist sollen eine Einheit bilden und auf diese Weise für körperliches und emotionales Wohlbefinden sorgen. Entsprechend der drei Lebensenergien (= „Doshas“) in der Ayurveda können individuelle Therapiemaßnahmen und Ernährungsempfehlungen abgeleitet werden. Zu den drei Doshas gehören „Vata“, „Pitta" und „Kapha“, die sich jeweils durch bestimmte Merkmale auszeichnen und die jeder Mensch zu unterschiedlichen Anteilen in sich trägt. „Vata“ vereint dabei die Elemente Äther und Luft, „Pitta“ vereint Feuer und Wasser und „Kapha“ vereint Wasser und Erde. Curcuma wird aufgrund seiner hohen Wirksamkeit und optimalen Bekömmlichkeit in jeder der drei Doshas empfohlen.
Der wichtigste Grundsatz der ayurvedischen Ernährungslehre ist die Gesunderhaltung des Organismus. Diese wird maßgeblich durch die Qualität der Ernährung und der einzelnen Lebensmittel bestimmt, die in drei Lebensmittelklassen eingeteilt werden können:
- Sattva
Lebensmittel dieser Klasse sollen die Lebensdauer verlängern und die Zufriedenheit steigern. Verzehrt werden sollen überwiegend frische Lebensmittel, zum Beispiel Milchprodukte, Getreide, Obst und Gemüse. - Rajo
Hier zu verortende Lebensmittel verursachen Aggressionen und schwächen auf Dauer den Körper. Dazu gehören zu bittere, saure, salzige, scharfe, heiße und trockene Lebensmittel, wie Chili, Zwiebeln, Knoblauch und Zucker. - Tamo
Eine Ernährung nach dieser Klasse ist dringend zu vermeiden, da sie die Gesundheit schädigen kann. Abgestandene oder aufgewärmte Gerichte, faule oder überreife Nahrungsmittel sowie Alkohol und Drogen sind an dieser Stelle zu nennen.
Ein unverzichtbarer Bestandteil der täglichen Ernährung sind außerdem die fünf Geschmacksrichtungen, die im Einklang mit den Lebensenergien stehen. Je nach Konstitutionstyp beziehungsweise Dosha (Vata, Pitta oder Kapha) werden verschiedene Lebensmittel unterschiedlicher Geschmacksrichtungen empfohlen. Die Geschmacksrichtungen umfassen: süß, sauer, salzig, scharf und bitter. Im Optimalfall sollten bei jeder Mahlzeit alle fünf Geschmäcker bedient werden. Ein schönes Beispiel hierfür ist die „Goldene Milch“. Die Kombination aus Curcuma, Zimt, etwas Kokosöl und einer Prise frisch gemahlenem Pfeffer ergibt ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis aus scharf, würzig und süß.
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