Von Beginn an gut versorgt: Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft ist ein aufregender und einschneidender Zeitraum im Leben einer Frau. Vonseiten der Ernährung bringt er eine ganz neue Herausforderung mit sich, denn von nun an muss die Schwangere nicht nur sich selbst, sondern auch ihr heranwachsendes Baby mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen. Doch welche Nährstoffe sind besonders wichtig und welche Nahrungsergänzungsmittel sind wirklich notwendig und sinnvoll? In diesem Artikel beantworten wir Ihnen die folgenden Fragen:

• Sind Nahrungsergänzungsmittel schon während der Kinderwunschzeit sinnvoll?
• Welche Nährstoffe sollten während der Schwangerschaft ergänzt werden?
• Warum ist Folsäure besonders wichtig?
• Worauf sollten Sie bei der Zusammensetzung von Nahrungsergänzungsmitteln für die Schwangerschaft achten?
• Welche Besonderheiten sind während der Stillzeit zu beachten?

Sind Nahrungsergänzungsmittel bereits beim Kinderwunsch sinnvoll?

Mit dem Wunsch nach einer Schwangerschaft sollten Sie bereits die zu den B-Vitaminen gehörende Folsäure und das Spurenelement Jod und ergänzen.

In den ersten Wochen der Schwangerschaft werden das Gehirn und das Rückenmark des Kindes angelegt. Ein niedriger Folatspiegel ist in diesem Zeitraum ein Risikofaktor für die Entstehung von Fehlbildungen. Diesem können Sie einfach vorbeugen, indem Sie bei einem bestehenden Kinderwunsch 400 µg Folsäure pro Tag supplementieren.

Das Spurenelement Jod ist unter anderem wichtig für die geistige und körperliche Entwicklung des Kindes. Mit der Schwangerschaft steigt jedoch das Risiko einer unzureichenden Versorgung. Um einer Jodunterversorgung vorzubeugen, sollten bereits vor der Empfängnis 100 - 150 µg Jod pro Tag ergänzt werden.

Ein besonderes Augenmerk sollte auch auf die Vitamin D-Versorgung gelegt werden. Schwangere sollten täglich mindestens 20 µg (entspricht 800 I.E.) Vitamin D3 zu sich nehmen. Besteht ein Vitamin D-Defizit, sind deutlich höhere Mengen erforderlich (37 - 50 µg pro Tag, entsprechen 1.480 - 2.000 I.E.).

Vitamine, Eisen und Jod: Welche Supplements sind notwendig während der Schwangerschaft?

Während einer Schwangerschaft steigen sowohl der Energie- als auch der Nährstoffbedarf der werdenden Mutter. Der Mehrbedarf an Nährstoffen ist im Vergleich jedoch deutlich höher, denn eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist entscheidend für die gesunde Entwicklung des Babys. Besonders relevant sind:

• Folsäure zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten
• Jod für die geistige Entwicklung des Kindes
• Vitamin D
• B-Vitamine
• Eisen zur Deckung des verdoppelten Bedarfs
• Calcium
• Magnesium
• Zink
• Docosahexaensäure (DHA) für die Entwicklung des Gehirns und der Sehkraft
• Protein

Dem Spurenelement Jod kommt eine besondere Bedeutung zu, da Deutschland zu den Jodmangelgebieten gehört und bei rund 30 % der Menschen hier das Risiko einer unzureichenden Zufuhr besteht. In der Schwangerschaft erhöht sich dieses Risiko, da Schwangere nicht nur ihren eigenen Bedarf, sondern zusätzlich auch den des Kindes decken müssen. Durch einen Jodmangel während der Schwangerschaft können das Wachstum, die Reifung der Knochen und die Gehirnentwicklung des Kindes beeinträchtigt werden.

Gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollten Jod und Folsäure grundsätzlich während einer Schwangerschaft supplementiert werden. Zusätzlich sollte auf eine ausreichende Vitamin D-Versorgung geachtet und bei Bedarf ergänzt werden. Die übrigen Nährstoffe werden im Rahmen einer ausgewogenen Mischkost hingegen in ausreichender Menge aufgenommen.

Anders sieht es bei einer rein pflanzlichen Ernährungsweise aus. Neben Folsäure und Jod sollten vegan lebende Schwangere in jedem Fall Vitamin B12 ergänzen. Darüber hinaus zählen die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, Vitamin D, Vitamin B2, Calcium, Eisen, Jod, Zink und Selen zu den kritischen Nährstoffen, die besonders im Blick behalten und bei Bedarf ergänzt werden müssen.

Warum ist Folsäure besonders essenziell?

Folsäure spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung angeborener Fehlbildungen, den sogenannten Neuralrohrdefekten. Aus dem Neuralrohr, das sich bei einer ausreichenden Folsäureversorgung bereits drei bis vier Wochen nach der Empfängnis schließt, entwickelt sich das Zentrale Nervensystem des Embryos. Verschließt sich das Neuralrohr nicht oder nur unvollständig, hat das schwere Konsequenzen für die Gesundheit des Kindes. Die Folge sind beispielsweise ein „offener Rücken“ und lebenslange Behinderungen.

Um das Risiko für diese Fehlbildungen zu vermeiden, sollten Frauen mit Kinderwunsch bereits vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft und bis zum Ende des ersten Trimesters täglich 400 µg Folsäure als Nahrungsergänzung zu sich nehmen. Wird mit der Einnahme erst kurz vor der Empfängnis oder sogar erst danach begonnen, erhöht sich die empfohlene tägliche Folsäuredosis auf 800 µg.

Zusätzlich können werdende Mütter ihre Folsäurezufuhr mit einer gezielten Lebensmittelauswahl verbessern. Gute Folsäurelieferanten sind grüne Blattgemüse wie beispielsweise Spinat oder Feldsalat, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Beeren. Da Folsäure sehr empfindlich gegenüber Licht und Hitze ist, sollten die Lebensmittel möglichst schonend zubereitet werden.

Vorsicht bei Präparaten mit vielen verschiedenen Nährstoffen

Häufig werden Schwangerschaftsvitamine getreu dem Motto „Viel hilft viel“ zusammengestellt und enthalten ein breites Spektrum an unterschiedlichen Nährstoffen. Diese Bandbreite ist jedoch in den meisten Fällen gar nicht notwendig. Eisenpräparate sollten Sie beispielsweise nur dann nehmen, wenn tatsächlich ein Eisenmangel vorliegt. Eine vorsorgliche Supplementierung kann zu einer Überversorgung führen, die Frühgeburten, ein niedriges Geburtsgewicht oder Verhaltensauffälligkeiten verursachen kann.

Unsere Empfehlung: Klären Sie im Vorfeld mit Ihrem Arzt, welche Nährstoffe Sie wirklich benötigen. Zusätzlich kann Ihnen die Beratung durch eine Ernährungsfachkraft Sicherheit bei der bewussten Lebensmittelauswahl geben, sodass Sie und Ihr Kind zuverlässig mit allen Nährstoffen versorgt werden.

Nährstoffe für Mutter und Kind während der Stillzeit

In den ersten vier bis sechs Lebensmonaten enthält die Muttermilch alle Nährstoffe, die das Neugeborene für sein Wachstum und seine Entwicklung benötigt. Darüber hinaus liefert sie antimikrobielle, antientzündliche und immunmodulierende Substanzen, die das Abwehrsystem des Säuglings unterstützen. Ihre Zusammensetzung verändert sich ständig und passt sich sowohl während der gesamten Stillzeit als auch während einer einzelnen Stillmahlzeit immer genau an die Bedürfnisse des Säuglings an.

Alles, was die Mutter isst oder trinkt, findet sich in der Muttermilch wieder. Ernährt sie sich ausgewogen und abwechslungsreich, liefert die Muttermilch alle wichtigen Nährstoffe für den Säugling. Wie auch während der Schwangerschaft sollten jedoch zusätzlich 100 µg Jod pro Tag supplementiert werden, um die Versorgung sicherzustellen. Abhängig vom Bedarf kann auch die tägliche Einnahme von Vitamin D3 und der Omega-3-Fettsäure DHA sinnvoll sein. Vegan lebende Stillende sollten außerdem täglich Vitamin B12 ergänzen.

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