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gedeckter Tisch mit gesundem Essen

Maike Ehrlichmann im Experteninterview zum Thema: Intuitives Essen und unser Darm

Bei der Thematik „Intuitives Essen” spielt der Darm eine Schlüsselrolle: Schließlich heißt es nicht umsonst, dass wir auch bei unserer Ernährung bzw. unserer täglichen Lebensmittelauswahl auf unser Bauchgefühl hören sollen. Wem es gelingt, achtsam in sich hineinzuhören, darf sich auf eine entspannte und natürliche Möglichkeit freuen, seinen Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen und ein gesundes Wohlfühlgewicht zu erreichen.

Die Natur- und Ernährungswissenschaftlerin Maike Ehrlichmann hat sich auf Intuitives Essen spezialisiert. Als Coach berät Ehrlichmann ihre Klienten und Klientinnen dabei, sich achtsam zu ernähren, indem sie lernen, auf ihr Bauchgefühl zu hören. In ihrer täglichen Arbeit ist Ehrlichmann’s Name auch als Ernährungsberaterin Programm – entsprechend ihrer Philosophie „Die Ehrlich Essen Methode”. In ihrem Buch „Einfach ehrlich essen” gibt die auch als Journalistin tätige Ökotrophologin praktische Tipps, wie eine selbstbestimmte Ernährung funktioniert.

Warum Naturwissenschaften und Ernährung?

BioProphyl: Frau Ehrlichmann, Sie sind Naturwissenschaftlerin und Ernährungsberaterin. Können Sie kurz für unsere LeserInnen erzählen, warum Sie sich für diesen beruflichen Weg entschieden haben?


Maike Ehrlichmann: Für Naturwissenschaften – vor allem für Biochemie und Biologie –, konnte ich mich schon immer begeistern, was sich auch in meinen Noten in der Schule widergespiegelt hat. In der Studienberatung riet man mir dann, Medizin zu studieren, aber bei aller Faszination für den menschlichen Körper und die Gesundheit war mir klar: Ich werde keine gute Ärztin sein, da ich kein Blut sehen kann.

Dann entdeckte ich die Ernährungswissenschaft und verstand, dass sich mir damit in etwa das gleiche Universum eröffnet: nämlich die komplexen Stoffwechselzusammenhänge des Körpers zu verstehen und Menschen dabei zu helfen, ihre Gesundheit zu erlangen bzw. zu erhalten. Eigentlich ist die Ernährungswissenschaft für mich noch viel schöner, weil dadurch Essen zur Medizin wird – eigenverantwortlich und natürlich.


Die Rolle der Ernährungsberaterin

BioProphyl: Sie sehen sich selbst als eine Art Unterstützerin und Begleiterin. Wie wichtig ist es für Sie als Ernährungsberaterin, gegenüber Ihren PatientInnen nicht in die Rolle der “Bestimmerin” zu fallen?


Maike Ehrlichmann: Das ist für mich die absolute Grundlage! Nur so kann man eine dauerhafte und hilfreiche Änderung im Verhalten und auch im Essen erreichen. Wenn ich die Bestimmerin bin, dann lasse ich meinem Gegenüber ja quasi nur die Rolle des Kindes, die Rolle „zu tun, was ihm gesagt wird“. Und dann habe ich mal ein „braves Kind“, das eine Weile meinen Rat befolgt, so lange, wie es das durchhält. Und dann gibt es das trotzige Kind, das dann das Gegenteil macht von dem, was in der Beratung als sinnvoll besprochen wurde.

Der Rat einer Bestimmerin kann nie wirklich passend sein. Alles deutet darauf hin, dass die „richtige Ernährung“ heutzutage eine sehr individuelle Angelegenheit ist. Jeder braucht etwas Anderes und was das ist, muss man strukturiert herausfinden. Mir ist es ganz wichtig, die Lösung aus meinen Klienten und Klientinnen individuell herauszuholen, um ihnen zu zeigen, wie viel sie schon wissen. Wir finden dann zusammen heraus, was bisher für die Umsetzung gefehlt hat bzw. wodurch sie verhindert wurde.


Der Darm: Ein unterschätztes Organ mit zentraler Bedeutung

BioProphyl: Essen ist, offensichtlich, essentiell für uns Menschen. Dabei vergessen wir oft, was bei der Verdauung alles passiert. Der Darm – auch das “unterschätzte” Organ genannt –, ist wahrscheinlich das Organ, das wir am Tag nach unserem Gehirn und Herz am meisten belasten. Als Ernährungsberaterin haben Sie sicherlich eine besondere Sichtweise auf die Wichtigkeit unseres Darms.


Maike Ehrlichmann: Ja, in der wissenschaftlichen Literatur ist schon lange nachzulesen, dass der Darm als „zweites Gehirn“ eine wesentliche Rolle in der Regulation der Körperprozesse spielt. Und in der Beratungspraxis sehe ich, dass immer mehr Menschen mit Darmproblemen zu mir kommen. Aber es geht weit über Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen hinaus: Geht es dem Darm schlecht, kann sich das auf den ganzen Körper auswirken, bis tief in den Stoffwechsel. Wir diskutieren diesbezüglich, ob das Mikrobiom (die Zusammensetzung der Darmflora) zum Beispiel mit stillen Entzündungen, Adipositas oder Diabetes einhergeht.

Seit einigen Jahren konzentrieren wir uns daher in der professionellen Ernährungsberatung zunehmend auf ein gesundes, sinnvoll zusammengesetztes Mikrobiom. Ich glaube, das Thema ist auch in den Medien und bei den Menschen sehr präsent. Sogar das Fermentieren ist ja wieder zum Foodtrend geworden.


"Ehrlich Essen": Die Philosophie hinter intuitiver Ernährung

BioProphyl: Interessanterweise haben Sie Ihre Methode “Ehrlich Essen” genannt. War das bewusst oder eher ein Zufall?


Maike Ehrlichmann: Nein, nein, das war absolute Absicht. Meine Beratungsmethode trainiert ja das Intuitive Essen und braucht Ehrlichkeit auf drei Ebenen:

Ich gebe nur ehrlichen Rat, erkläre, was wirklich wissenschaftlich valide ist, was Erfahrungswerte sind und was man einfach individuell austesten muss.

Die Klienten müssen ehrlich zu sich selbst sein. Was will ich WIRKLICH essen? Was tut mir gut? Das muss man manchmal wieder neu lernen.

Das Ganze funktioniert nur mit ehrlichen Lebensmitteln: Also Essen ohne Zusatzstoffe und so unverarbeitet wie möglich.


Darmgesundheit in der Praxis: Ansätze und Empfehlungen

BioProphyl: Was steckt denn eigentlich hinter “Ehrlich Essen” und wie achten Sie in Ihren Behandlungen auf die Darmgesundheit Ihrer PatientInnen?


Maike Ehrlichmann: Intuitiv essen bedeutet, dass die Essenden nach körpereigenen Signalen entscheiden, was und wie viel sie essen. Also Hunger, Sättigung und vor allem auch Appetit. Das klingt einfach, ist aber für viele Menschen ganz schön schwierig geworden, weil es ihnen mit jahrelangen Diätregeln abtrainiert wurde.

Trotzdem gebe den Menschen in meiner Beratung ein Grundwissen darüber, wie das Essen unseren Körper beeinflusst. Auch die Erkenntnisse der aktuellen Mikrobiomforschung habe ich dabei im Hinterkopf und vermittle dieses Fachwissen auch. Allerdings sage ich nicht einfach „esst das oder das und so und so", sondern schlage vor, die einzelnen Aspekte auszuprobieren und dann die Effekte zu beobachten. Also zum Beispiel: Probiere täglich 2 Esslöffel Leinsamen in Joghurt zu essen und guck für eine Woche, wie Du Dich damit fühlst. Gut?: Beibehalten, kein Effekt: Dann etwas Anderes ausprobieren. Es geht darum, zunächst einzelne Elemente einzuführen und dann Stück für Stück aufzubauen – immer individuell an die Person und die jeweilige Lebenssituation angepasst.


Die Bedeutung einer Darmsanierung: Wann und warum?

BioProphyl: Empfehlen Sie von Zeit zu Zeit eine Darmsanierung durchzuführen?


Maike Ehrlichmann: Wenn es aus meiner Sicht Hinweise darauf gibt, dass die Darmflora bzw. das Mikrobiom gestört ist, halte ich eine bewusste Darmsanierung für sinnvoll. Je nachdem, wie intensiv die Störung ist, empfehle ich zunächst das Ändern von Lebensstilfaktoren – zum Beispiel mehr Bewegung, Wasser und Ballaststoffe. Als weiteren Schritt lohnt sich meiner Meinung nach ein gezielter Versuch mit pre- und probiotischen Lebensmitteln – also solche, die die „guten” Bakterien füttern und solche, die die „guten” Bakterien enthalten. In einigen Fällen empfehle ich auch Nahrungsergänzungsmittel mit Probiotika oder einer Kombination aus Pre- und Probiotika.


Gesundheit des Darms: Tipps und Tricks für den Alltag

BioProphyl: Was empfehlen Sie den LeserInnen, wenn es um die Gesundheit des eigenen Darms geht?


Maike Ehrlichmann: Erst einmal empfehle ich, genau hinzuhören. Es ist sehr wichtig, den Darm und die eigene Verdauung gut zu beobachten und in sich rein zu spüren, um zu erkennen, ob es Darmprobleme gibt, wann sie auftreten und was hilft. Mit Symptomtagebüchern und einer gezielten Anleitung durch eine zertifizierte Ernährungsberatung kann jede bzw. jeder herausfinden, was er oder sie eigentlich schon weiß. Meist steckt die Antwort ja in den Menschen und sie erkennen schnell, was schadet und was gut tut. Das muss man dann nur gut sortieren und professionell darauf reagieren.

Als grobe Empfehlung würde ich es in etwa so auflisten:

Lebensstil: Regelmäßige Bewegung, viel Trinken, lange Esspausen – vor allem über Nacht –, ausreichend Schlaf und immer so viel wie es geht zur Entspannung tun.

Essen: Täglich Hafer, Leinsamen, viel polyphenolhaltiges Obst und Gemüse und viel fermentierte Nahrungsmittel (Joghurt, Kefir, Kwass, milchsaures Gemüse, Kimchi oder Ähnliches). Und ich empfehle, immer darauf zu achten, dass sowohl Eiweiß, Fett als auch Kohlenhydrate in einer Mahlzeit vorkommen. Die Erkenntnis, dass diese Vorschläge auf das Mikrobiom wirken können, ist noch relativ neu, hat sich aber schon in meiner Praxis bewährt!