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Wie wichtig ist OPC, Herr Breitenberger?
Wer sich für Gesundheit, Fitness und Anti-Aging interessiert, stößt immer häufiger auf den Begriff “OPC” – und das zu Recht! OPC steht für Oligomere Proanthocyanidine, das sind organische Verbindungen, die zur Gruppe der Polyphenole gehören. Diese sekundären Pflanzenstoffe haben zahlreiche positive Eigenschaften und werden daher auch als Nahrungsergänzungsmittel angeboten, am häufigsten in Form von Traubenkernextrakt.
Markus Breitenberger ist seit 25 Jahren als Heilpraktiker und Therapeut in München tätig. In seiner Praxis in München vertritt er einen ganzheitlichen Ansatz, der bewährte naturheilkundliche Methoden mit modernster Labordiagnostik verbindet. Viele Patienten:innen suchen seinen Rat bei Krankheiten, die mit herkömmlichen Methoden nicht ausreichend behandelt werden können – insbesondere Autoimmunerkrankungen, denen Markus Breitenberger zwei Bücher gewidmet hat. Dennoch legt er seinen Fokus nicht vorrangig auf Krankheiten, sondern versteht sich vielmehr als Experte für Lebensweisen, die Gesundheit überhaupt erst möglich machen. In unserem Interview mit Markus Breitenberger haben wir über den gesundheitlichen Nutzen von OPC gesprochen und ihn zu seinen therapeutischen Erfahrungen damit befragt.
OPC in der beruflichen Praxis
BioProphyl: Herr Breitenberger, Sie sind Heilpraktiker und Therapeut und haben damit einen guten Überblick über die Bedeutung von OPC in der Gesundheitsbranche. Können Sie uns erzählen, wie Sie zum ersten Mal auf OPC aufmerksam wurden und welche Rolle es in Ihrer beruflichen Praxis spielt?
Markus Breitenberger: Zum ersten Mal bin ich dem Thema während meiner Ausbildung zum Heilpraktiker begegnet, als wir das sog. Französisches Paradox besprochen haben: Das ist das Phänomen, dass die Franzosen eine geringere Mortalität haben als bspw. Deutsche oder Amerikaner, obwohl die französische Küche reich an bekannten Risikofaktoren, nämlich gesättigten Fettsäuren und Alkohol ist. Der Alkoholkonsum in Frankreich ist jedoch hauptsächlich Rotwein – und so entstand die These, dass eben das den Unterschied macht!1 Und tatsächlich haben die im Rotwein enthaltenen Polyphenole eine blutdruck-senkende und herz-kreislauf-schützende Wirkung, das ist durch zahlreiche Studien belegt.2
In meiner eigenen Praxis behandle ich schwerpunktmäßig Menschen mit Autoimmunerkrankungen, da geht es häufig um chronische Entzündungszustände und genau da sind pflanzliche Mittel mit antioxidativen Eigenschaften wie OPC sehr hilfreich.
OPC als Mittel in der Therapie
BioProphyl: Welche Faktoren haben Sie dazu veranlasst, OPC in die Therapie Ihrer Patienten zu integrieren?
Markus Breitenberger: Das wichtigste Argument für mich war, dass die Wirkung und Verträglichkeit von OPC sehr gut belegt ist. Da kann ich mich nicht nur auf die praktische Erfahrung zahlreicher Kolleg:innen stützen, sondern auch auf klinische Studien, die das mit wissenschaftlicher Methodik und Kontrollverfahren sehr genau überprüft haben.
Die Hauptindikationen für die OPC sind wie gesagt chronische Entzündungsprozesse bei Autoimmunerkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ein wichtiges Thema in meiner Praxis ist auch die Tumorprophylaxe und auch da spielt OPC eine große Rolle. Ich nutze das auch bei Tumorpatienten, um die klassische Strahlentherapie zu begleiten und deren Wirkung positiv zu verstärken.
OPC im Vergleich zu anderen Therapieansätzen
BioProphyl: Wie sehen Sie die Rolle von OPC bei der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden im Vergleich zu anderen Therapieansätzen?
Markus Breitenberger: Ich betrachte OPC grundsätzlich als eines von vielen Mitteln, mit dem man die Gesundheit und das Wohlbefinden fördern kann. Am ehesten könnte man es mit anderen antioxidativ wirkenden Präparaten wie Vitamin E oder C vergleichen, aber selbst da kommt es immer darauf an, was der jeweilige Patient individuell braucht. Einen “X ist besser als Y”-Vergleich mit gänzlich anderen Therapieansätzen halte ich für wenig sinnvoll, da schaue ich eher, ob und wie man da sinnvoll kombinieren kann.
Nehmen wir zum Beispiel Patienten mit Statintherapie, also Menschen, die cholesterin-senkende Medikamente einnehmen: Da kombiniere ich häufig OPC- und Omega-3-Fettsäuren, weil das die Therapie verbessert und Nebenwirkungen abschwächt.
Auch bei anderen Erkrankungen wie bei Hämorrhoiden, Bindegewebsschwäche oder diabetischen Neuropathien habe ich gute Erfolge damit, auch bei der Blutdruckregulation oder wenn es um die Immunfunktion geht – ich schaue da immer auf die Gesamtdaten und da ist es eben oft sinnvoll, die Gabe von OPC in den Therapieansatz mit einfließen zu lassen.
Besonderheiten bei OPC
BioProphyl: Welche Besonderheiten sollten Ihre Patienten beachten, wenn sie OPC in ihre Gesundheitsroutine integrieren möchten, insbesondere im Hinblick auf Wechselwirkungen mit anderen Therapien oder Medikamenten?
Markus Breitenberger: Nach aktuellem Kenntnisstand gibt es – pauschal gesagt – keine unerwünschten Wechselwirkungen von OPC mit anderen Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln.
Aber natürlich schaue ich als Heilpraktiker jeweils auf den Einzelfall: Es ist durchaus möglich, dass Polyphenole die Eisenaufnahme hemmen – bei einer Eisensubstitution kann es also sinnvoll sein, die Eisenpräparate und das OPC nicht gleichzeitig, sondern zeitlich versetzt zu nehmen.
In der Literatur gibt es auch Hinweise darauf, OPC nicht in Verbindung mit blutverdünnenden Medikamenten einzunehmen. Zwar habe ich in meiner Praxis dahingehend noch keine Probleme gesehen, weise aber natürlich darauf hin.
Es braucht immer eine individuelle Anpassung an den Patienten, so kann bspw. eine zu hohe Dosis Magen-Darm-Probleme hervorrufen – und auch da ist es individuell, was ‘zu hoch’ ist und wie stark die Dosis reduziert werden muss.
Anwendung von OPC bei verschiedenen Altersgruppen
BioProphyl: Haben Sie spezielle Empfehlungen für Menschen in verschiedenen Lebensphasen, wie Kinder, Erwachsene oder Senioren, wenn es um die Nutzung von OPC geht?
Markus Breitenberger: Ja, da komme ich gleich noch einmal auf die Dosierung zurück: Bei Kindern gibt man natürlich eine deutlich geringere Dosis, damit es nicht zu Bauchschmerzen oder Magenproblemen kommt. Auch bei Senioren achtet man verstärkt auf die Dosierung und bei Menschen, die parallel andere Präparate einnehmen, eben auf eine zeitliche Staffelung.
Bei OPC geht es vorrangig darum, die Gefäßgesundheit zu verbessern – das steht im Vordergrund, und ansonsten gibt es da wenig Nachteiliges zu beachten.
Erkentnisse und Vorteile von OPC
BioProphyl: Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse oder persönlichen Beobachtungen haben Ihre Überzeugung von den Vorteilen von OPC in Ihrer Praxis gestärkt?
Markus Breitenberger: Wissenschaftliche Studien sind natürlich wichtig – und wer sich da als Laie belesen möchte, findet auf den Websites seriöser Hersteller oft gute Zusammenfassungen.
Noch beeindruckender ist natürlich, die Wirkung persönlich zu sehen – und genau das habe ich in meiner Praxis in wirklich vielen Fällen gesehen: Nämlich, dass die Einnahme von OPC den Genesungsprozess deutlich verbessert! Das betrifft auch nicht “nur” das allgemeine Wohlbefinden, sondern ganz konkrete Verbesserungen der Wundheilung und eine Verminderung von ödematösen Veränderungen, eine bessere Regeneration nach Infektionskrankheiten und auch eine Verringerung der Infektanfälligkeit. Ein großes Thema in meiner Praxis ist aktuell das Post-Covid-Syndrom und da kann man mit OPC sehr gut die Gesundheit wieder stärken.
Die Zukunft von OPC
BioProphyl: Wie sehen Sie die Zukunft von OPC in der ganzheitlichen Gesundheitspflege, insbesondere in Verbindung mit Ihren umfangreichen therapeutischen Fähigkeiten und Erfahrungen?
Markus Breitenberger: Zukunftsprognosen sind immer so eine Sache… Aber gut, ausgehend vom heutigen Wissensstand kann man wohl sagen, dass OPC eine wichtige Rolle in der naturheilkundlichen Behandlung spielt. Eben weil man damit eine sehr gute Wirkung mit wenig bis gar keinen Nebenwirkungen erreichen kann und es auch kaum Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hat. Aus meiner Sicht ist es auch interessant, dass OPC keinen pro-oxidativen Charakter hat, wie das bei manchen anderen antioxidativen Vitaminen der Fall sein kann. Und deswegen gehe ich schon davon aus, dass OPC auch in Zukunft einen hohen Stellenwert im Bereich der Naturheilkunde und Komplementärmedizin haben wird.
Quellen
- 1Siehe dazu J. L. Richard, F. Cambien, P. Ducimetière: [Epidemiologic characteristics of coronary disease in France]. In: La Nouvelle Presse Medicale. Band 10, Nr. 14, 28. März 1981, S. 1111–1114, PMID 7220281 SOWIE Sabine Weiskirchen, Ralf Weiskirchen: Resveratrol: How Much Wine Do You Have to Drink to Stay Healthy? In: Advances in Nutrition (Bethesda, Md.). Band 7, Nr. 4, Juli 2016, S. 706–718, doi:10.3945/an.115.011627, PMID 27422505.
- 2Siehe bspw. Weaver, S.R., Rendeiro, C., McGettrick, H.M. et al. Fine wine or sour grapes? A systematic review and meta-analysis of the impact of red wine polyphenols on vascular health. Eur J Nutr 60, 1–28 (2021). https://doi.org/10.1007/s00394-020-02247-8.
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