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Szenenbild Kerstin Brachtendorf im Interview mit Dennis Devooght

Kerstin Brachtendorf berichtet über ihren Trainings- und Ernährungsplan

Dennis Devooght und Kerstin Brachtendorf: Einblick in Training und Ernährung einer Paracycling-Weltmeisterin.

Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine Mitschrift. Im Wesentlichen gibt es den Inhalt eines unserer Videoaufzeichnungen wieder, die wir im Rahmen unseres Formats "BioProphyl & Gäste") erstellt haben. Für die bessere Lesbarkeit weicht der Text an manchen Passagen geringfügig ab, wobei der Inhalt im Kern belassen wurde.

Wir sind stolzer Sponsoring-Partner von Kerstin.

Die hier vorliegende Interviewmitschrift mit Kerstin Brachtendorf wurde am BioPropyhl Stammsitz in Nitz im Februar 2019 aufgenommen.


Ernährung einer Radsportlerin

Dennis Devooght (Dennis): Herzlich willkommen bei BioProphyl. Schön, dass ihr wieder bei uns seid. Mein Name ist Dennis Devooght und zu Gast heute ist Kerstin Brachtendorf. Hallo Kerstin, schön, dass du heute bei uns bist. Ich freue mich sehr. Wir haben heute ein Thema, das dich natürlich in deiner Sportlerkarriere immer bewegt und uns als traditionsbewusstes Familienunternehmen auch natürlich bewegt: Das Thema Ernährung. Bei uns natürlich mehr allgemein gesellschaftlich, bei dir insbesondere im Bereich Sport. Als Radsportlerin muss man ja auch das Thema Ernährung sehr beachten. Wie sieht es denn bei dir aus, so allgemein erst mal zum Thema Ernährung?


Kerstin Brachtendorf (Kerstin): Ja, allgemein muss ich erst mal sagen, Ernährung heißt für mich auch Genuss. Also, es ist für mich immer noch Genuss, oder ich muss vielleicht auch sagen, wieder Genuss. Wie du schon gesagt hast, das ist im Prinzip eigentlich immer ein Thema, ob das jetzt im Leistungssport ist und auch zurzeit ja wirklich auch in der kompletten Gesellschaft. Es zieht sich ja doch durch wie eine Religion. Man muss sich permanent mit irgendwas definieren oder einen speziellen Weg finden. Ich habe persönlich auch schon einiges durchgemacht. Ob das jetzt unbedingt leistungsfördernd war, weiß ich nicht, aber ich bin froh, dass ich am Ende für mich den richtigen Weg da auch gefunden habe.


Dennis: Also, das kann man sogar richtig zusammenfassen, dass du so mittlerweile auch eine entspannte Grundhaltung zum Thema Ernährung hast?


Kerstin: Ja, wieder. Also ja, ich denke mir jetzt mal, wenn das Leute sehen, die mich auch schon seit Jahren kennen, die würden vielleicht schmunzeln. Weil ich habe, wie gesagt, auch schon einiges gemacht. Weil man auch gerade im Leistungssport natürlich nach jedem Strohhalm greift, wie man vielleicht besser werden kann. Es kommen viele von außen, die sagen, "Du musst das mal ausprobieren, du musst das machen, und hast du das schon gemacht?" Dann gibt es natürlich die ganzen Nahrungsergänzungsmittel, die ganzen isotonischen Getränke, Proteine, uferlos. Und natürlich probiert man das alles aus, weil man ja besser werden will. Und das hat mich dann am Ende auch irgendwo in eine Sackgasse gebracht, weil ich irgendwann auch mental am Ende war. Weil man natürlich sehr viel verzichtet und das kann man halt auch einfach auf Dauer nicht durchhalten. Und darum habe ich, Gott sei Dank, für mich einen Mittelweg oder einen gesunden Weg gefunden.


Ernährungstrends im Leistungssport

Dennis: Und du bist ja immer noch oben mit dabei. Das heißt also, du hast da auch einen entsprechenden Erfahrungsschatz, auf den du zurückgreifen kannst. Bevor wir dann noch ein bisschen weiter darauf eingehen, was wäre denn so die seltsamste Idee, die du in den letzten Jahren gehabt hast? Also eine Ernährungsidee, die du mal ausprobiert hast?


Kerstin: Ich habe es nicht in dem Moment natürlich als Idee gesehen. Ich habe dann auch im Trend von, das war sogar noch vor der großen Welle, dass alle vegan werden müssen, versucht, vegan zu leben. Das hat auch ganz gut funktioniert. Ich habe das aber im ersten Moment gar nicht gemacht, um meine Leistung zu verbessern. Es war tatsächlich auch erst mal aus Tierschutzgründen. Habe dann aber irgendwie gemerkt, ja okay, man verliert darüber auch automatisch Gewicht und das ist ja eigentlich auch ganz praktisch. Als Radfahrer ist das auch immer ein Thema. Aber irgendwann war die Batterie leer. Das geht halt einfach nicht. Sicher gibt es auch da Nahrungsergänzungsmittel, dass man alle Nährstoffe zusammenbekommt, aber für mich war der Punkt erreicht, da war einfach die Batterie leer.


Dennis: Wir hatten es ja in der Vorbereitung zu dem anderen Video, das wir gemacht haben, da haben wir über Bergetappen gesprochen. Da geht es also, deswegen ist Gewicht hier ein Thema, ist auch ein großes Thema auch im Radsport.


Kerstin: Ja, klar. Aber ich glaube, es ist gar nicht unbedingt nur im Radsport so. Natürlich sehe ich es halt jetzt sehr extrem im Sport. Wenn man einfach nur Fotos anschaut von Radsportlern vor zehn Jahren, das ist eine komplett andere Welt. Mittlerweile ist es wirklich, auch wenn man sehr gute Fahrer von der Tour de France in der Natur sieht, es ist wirklich nicht mehr gesund, wenn man das so von der Optik sieht. Und das zieht sich in der Gesellschaft genauso durch. Wenn man zum Beispiel auch Fernsehmoderatoren von früher und heute vergleicht. Dann dieser ganz große Trend Low Carb, womit ich so überhaupt nichts anfangen kann, weil man als Leistungssportler einfach Energie braucht. Das ist auch wieder so ein Trend, wo man nach dem Strohhalm greift, man könnte vielleicht besser werden.


Ernährung in der Vorbereitungs- und Wettkampfphase

Dennis: Wir haben uns heute bewusst dagegen entschieden, spezielle Ernährungstipps zu machen. Es geht vor allem um die Trends, die du ja auch siehst. Wie ist das denn jetzt mal ganz für den Laien, das Essen allgemein bei dir? Gibt es da Unterschiede zwischen Vorbereitung und Wettkampf? Früher und heute, wie hat sich das entwickelt?


Kerstin: Ja, wie gesagt, ich habe eine Linie für mich gefunden. Ich ernähre mich einfach ausgewogen. Für mich ganz wichtig, ich höre auf mein eigenes Körpergefühl. Und das sagt mir dann auch, okay, jetzt ist es Zeit, nochmal wirklich ein gutes Stück Fleisch zu essen, was ich eigentlich relativ selten mache. Ich mache keinen Unterschied mehr zwischen Nebensaison oder meiner Trainingspause und Wettkampfsaison. Viele meiner Kollegen hungern sich das ganze Jahr runter, das gibt natürlich niemand zu, und dann, in der Zeit wo keine Wettkämpfe sind, wird alles wahllos, sagen wir mal, reingefressen. Das habe ich Gott sei Dank nicht mehr. Natürlich habe ich auch mal Lust auf was Ungesundes, aber das Entscheidende ist, dass man nicht permanent verzichtet und das Essen als Genuss ansieht.


Dennis: In den Vorgesprächen hatten wir auch mal darüber gesprochen, dass du auch schon mal die Effekte von einer sehr einseitigen Ernährung erlebt hast. Was hast du dafür für Erfahrungen gemacht?


Kerstin: Ja, das war wirklich auch die Phase, wo ich vegan war. Da muss man schauen, dass man auf die Proteine kommt. Haferflocken habe ich da sehr gerne gegessen. Ist ja auch nichts Negatives, ist super, gibt es überall. Aber dann habe ich wirklich massiv darauf reagiert, also wirklich auf das Gluten in den Haferflocken. Aber das ist natürlich auch davon zu viel und da gilt auch alles was zu viel ist, ist zu viel.


Getränke und stärkster Trend

Dennis: Wie sieht es aus bei dir in dieser ganzen bunten Welt der Getränke?


Kerstin: Wasser, Wasser und Wasser.


Dennis: Was würdest du sagen, ist in den letzten zehn Jahren der stärkste Trend gewesen? Welche Entwicklung in deinem Sport gefällt dir gar nicht, in deinem Sport ganz gezielt, und wovon würdest du gerne wieder mehr sehen?


Kerstin: Der ganz große Trend ist Low Carb, was für mich überhaupt keinen Sinn macht. Das bedeutet viel Energie über tierische Proteine, also Fleisch, Eier, Fisch, was in großen Mengen auch nicht mehr gesund ist. Das ist ein sehr bedenklicher Trend. Gewicht ist ein großes Thema, und es geht sogar soweit, dass Sportler, bei Sportlerinnen noch verstärkter, Probleme mit ihren Nieren und Leber bekommen. Dann kommen die Nahrungsergänzungsmittel dazu, die Proteinshakes und so weiter, das finde ich sehr bedenklich. Aus Beobachtung, nicht dass ich mich wissenschaftlich damit auskenne.


Dennis: Also, entspannte Grundhaltung, das heißt, du gönnst dir auch ein bisschen Schokolade jetzt über die Weihnachtszeit?


Kerstin: Ja, definitiv. Zu meinem täglichen Espresso am Nachmittag gehört immer ein Stück Schokolade. Bitterschokolade, aber immerhin.


Dennis: Vielen lieben Dank für diese Einsichten. Wir hoffen, dass ihr ein bisschen was mitnehmen konntet. Es ist ein sehr spannendes und umfangreiches Thema. Danke für diese Einblicke, danke, dass du da warst, und danke für eure Aufmerksamkeit. Dann würde ich sagen, bis zum nächsten Mal.


Kerstin: Danke euch. Ciao!


Über Kerstin Brachtendorf

Kerstin Brachtendorf ist eine herausragende Athletin im Para Radsport. Sie wurde am 22.05.1972 in Mendig geboren. Ihre Hauptwettbewerbe sind Straßenrennen, Verfolgung (Bahn), Zeitfahren (sowohl Bahn als auch Straße) und Team Sprint (Bahn). Sie tritt in der Startklasse C5 (Zweirad) an und ihre Behinderung ist eine Unbeweglichkeit im Sprunggelenk / Klumpfuß. Beruflich ist sie als Grafik-Designerin tätig. Bei den Paralympischen Spielen 2021 erreichte sie den 3. Platz im Zeitfahren (Straße). In den Weltmeisterschaften 2022 gewann sie den 1. Platz im Zeitfahren (Straße) und den 2. Platz im Straßenrennen. Bei den Europameisterschaften 2023 sicherte sie sich den 2. Platz im Zeitfahren (Straße) und den 3. Platz im Straßenrennen. Kerstin Brachtendorf hat im Laufe ihrer Karriere zahlreiche beeindruckende Erfolge erzielt.


Das originale Interview in Videoformat findet sich hier auf YouTube.de.