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Szenenbild Kerstin Brachtendorf im Interview mit Dennis Devooght

Kerstin Brachtendorf berichtet aus ihrem Alltag als Profi Radsportlerin

Dennis Devooght interviewt die zweifache Paracycling-Weltmeisterin Kerstin Brachtendorf. Einblick in die Welt des Profisports.

Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine Mitschrift. Im Wesentlichen gibt es den Inhalt eines unserer Videoaufzeichnungen wieder, die wir im Rahmen unseres Formats "BioProphyl & Gäste") erstellt haben. Für die bessere Lesbarkeit weicht der Text an manchen Passagen geringfügig ab, wobei der Inhalt im Kern belassen wurde.

Wir sind stolzer Sponsoring-Partner von Kerstin.

Die hier vorliegende Interviewmitschrift mit Kerstin Brachtendorf wurde am BioPropyhl Stammsitz in Nitz im Februar 2019 aufgenommen.


Trainingslager und Wettkämpfe

Dennis Devooght (Dennis): Herzlich willkommen bei BioProphyl. Schön, dass ihr wieder bei uns seid. Mein Name ist Dennis Devooght, und heute sitzt Kerstin Brachtendorf neben mir. Hallo, Kerstin, schön, dass du bei uns bist. Kerstin ist Radsportlerin, die wir seit einiger Zeit unterstützen dürfen. Dann haben wir uns über den Mario Kugler, viele Grüße an dieser Stelle nach Weimar geschickt, und danke, dass du uns zusammengebracht hast. Steigen wir gleich mal ein. Wir hatten ein bisschen Vorbereitung. Wie oft warst du dieses Jahr wirklich schon zu Hause?


Kerstin Brachtendorf (Kerstin): Ja, das ist eine gute Frage. Genau gezählt habe ich die Tage nicht, aber es waren nicht allzu viele. Ich war gut unterwegs.


Dennis: Das heißt, du reist sehr viel, natürlich im Rahmen deines Sports. Wo warst du in Europa? Du bist ja schon überall gewesen.


Kerstin: Ja, das fängt bei den Trainingslagern an, die wir dann traditionell im warmen Süden verbringen. Die Wettkämpfe sind auch meist in Europa, manchmal allerdings auch Übersee, Kanada, Südafrika, dann auch mal im schönen Belgien oder in Holland, in Italien. Es geht eigentlich in alle Richtungen.


Dennis: Du hast dann dieses Jahr auch eine ganze Menge Wettkämpfe gemacht. Wo warst du zum Beispiel dieses Jahr überall? Und dann direkt angeschlossen, wie zufrieden bist du mit der Saison?


Kerstin: Ich fange mal mit dem ersten Punkt an. Wo ich überall war, weiß ich auch nicht mehr so ganz genau. Was ich mich immer sehr gerne daran erinnere, sind die Wettkämpfe in Italien, weil das auch meine Wahlheimat während des Sommers ist. Da hatten wir dieses Jahr auch die WM. Höhepunkt war auf jeden Fall die Weltmeisterschaft in Italien, aber auch schon die Trainingslager, den Weltcup in Belgien. Vor allem aber die WM in Italien. Radsport hat dort einen hohen Stellenwert und dort Radrennen zu fahren ist etwas ganz besonderes.


Weltmeisterin und Nationalmannschaft

Dennis: Wie zufrieden bist du also jetzt am Ende, wenn du das alles mal so unter den Strich ziehst?


Kerstin: Wenn ich den großen Strich ziehe, sage ich mal, ich bin so fifty-fifty zufrieden mit der Leistung. Auf jeden Fall kann man als Radsportler das auch relativ gut reflektieren. Es gibt Computerdaten, wo du genau deine Leistungswerte abrufen kannst. Was am Ende auf dem Papier steht, ist dann wieder was anderes. Im Endeffekt zählen nur die Medaillen, in Anführungszeichen. Die habe ich dann dieses Jahr leider mit dem vierten Platz bei der WM verpasst. Aber ich weiß für mich, dass ich eigentlich ein sehr gutes Jahr hatte und auch noch Potenzial ist. Das motiviert mich jetzt nur noch mehr für die nächste Saison.


Dennis: Du bist ja schon mehrfach Weltmeisterin und seit 2011 in der Nationalmannschaft?


Kerstin: Ja, das stimmt. Ich war Weltmeisterin in 2017 und 2013. Ich setze mir selbst den meisten Druck, weil ich weiß, was ich schon erreicht habe. Ja, klar, man hat schon gewissen Anspruch an sich. Man macht sich selbst den meisten Druck, weil man halt weiß, was man schon erreicht hat. Und es ist auf jeden Fall noch mal ein Ziel, noch mal eine Medaille bei der WM zu holen. Auf mit dem WM-Titel, noch mal klappt, das gehört natürlich auch immer schon gewisse Quäntchen Glück dazu. Die Tagesform muss passen, im Straßenrennsport ist dann auch immer eine Frage, ob man defektfrei und sturzfrei bleibt. Natürlich auch wieder so ein Punkt, überhaupt gesund bleiben, sturzfrei bleiben. Also da kommt so viele Sachen zusammen.


Straßenrennen und Mountainbike

Dennis: Ja, ich muss mich an der Stelle auch natürlich zugeben, dass ich kein Experte für den Sport bin. Ich lerne durch dich, wie unglaublich komplex und umfassend das eigentlich ist. Man sieht im Fernsehen immer nur Radsport, Tour de France, und das war's dann. Aber es definiert sich ja noch mal ganz viel aus verschiedenen Bereichen im Straßenrennen. Zeitfahren, Etappenrennen, du hast verschiedene Disziplinen schon aufgezählt. Was sind deine Paradedisziplinen?


Kerstin: Ursprünglich komme ich ja sogar vom Mountainbike. Das ist, was mich überhaupt zum Radsport gebracht hat: einfach rauskommen, die Liebe zur Natur. Das ist jetzt beim Straßenrennsport nicht mehr so der Hauptfokus, aber es ist für mich wichtig. Ich bin draußen, das bestimmt auch meinen Trainingsalltag. Meine Paradedisziplin definiert sich dadurch, dass ich im Straßenrennen meine Stärken ausspielen kann, weil ich gerne in die Berge fahre.


Wettkampfvorbereitung

Dennis: Wie bereitest du dich vor auf die Wettkämpfe? Der Winter steht kurz bevor, nutzt man die Zeit jetzt intensiv für die Wettkämpfe nächstes Jahr?


Kerstin: Ja, wie gesagt, die Wintersportler werden im Sommer gemacht, Radsportler werden im Winter gemacht. Es ist jetzt auch erstmal Zeit, eine Pause zu machen, körperlich und mental. Dann geht es aber wirklich los mit Krafttraining, Athletiktraining, Stabilitätsübungen. Radfahren kommt von Radfahren, wie man so schön sagt, aber jetzt werden erstmal die Grundlagen gelegt. Spezifische Trainingsreihen werden dann kurz vor den Wettkämpfen gesetzt.


Dennis: Und dann geht es wieder los im Mai?


Kerstin: Genau, im Mai sind dann eigentlich schon die ersten wichtigen Rennen. Die ersten beiden Weltcups sind Ende März, Anfang April. Man braucht ja auch immer eine gewisse Zeit, um wieder drin zu sein im Wettkampfalltag. Man muss Rennhärte entwickeln, daher versucht man, frühstmöglich in die Rennsaison einzusteigen. Trainieren und Wettkämpfe fahren, das sind zwei Paar Schuhe. Man erleidet bei den ersten Rennen regelrechten Schock, weil man an die Intensitäten im Training nie wirklich rankommt.


Zielsetzung und Zukunft

Dennis: Was ist denn jetzt das nächste große Ziel, das du dir vorgenommen hast und was jetzt ansteht?


Kerstin: Das nächste große Ziel... also, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, und ich bin ja jetzt auch nicht mehr die Jüngste, dann geht man eigentlich eher so von Jahr zu Jahr und schaut, wie es läuft. Aber ich habe jetzt so in mich hineingehört und auch festgestellt, dass es mir wirklich noch sehr gut geht. Ich habe auch das Gefühl, dass ich mich noch steigern kann. Ich habe jetzt für mich beschlossen, dass ich versuche, mich im nächsten Jahr nochmal zu qualifizieren. Sprich, den Schritt nach Tokio zu den Paralympischen Spielen 2020 zu schaffen. Aber mal schauen. Das Wichtigste ist natürlich, gesund zu bleiben, nicht zu stürzen, gut über den Winter zu kommen und dann einfach zu sehen, wie es läuft.


Dennis: Wunderbar, dann bedanke ich mich an dieser Stelle für das Gespräch. Vielen Dank…


Kerstin: Danke auch.


Dennis: … und wir wünschen dir von BioProphyl alles Gute für die Vorbereitung für die nächsten Wettkämpfe. Wir hören uns immer wieder zwischendurch mal, wir drücken alle Daumen. Wir danken dir, wir danken euch fürs Zuhören, für die Aufmerksamkeit. Freuen uns auf das nächste Mal auch mit euch. Bis zum nächsten Mal, auf Wiedersehen.


Kerstin: Tschüss.


Über Kerstin Brachtendorf

Kerstin Brachtendorf ist eine herausragende Athletin im Para Radsport. Sie wurde am 22.05.1972 in Mendig geboren. Ihre Hauptwettbewerbe sind Straßenrennen, Verfolgung (Bahn), Zeitfahren (sowohl Bahn als auch Straße) und Team Sprint (Bahn). Sie tritt in der Startklasse C5 (Zweirad) an und ihre Behinderung ist eine Unbeweglichkeit im Sprunggelenk / Klumpfuß. Beruflich ist sie als Grafik-Designerin tätig. Bei den Paralympischen Spielen 2021 erreichte sie den 3. Platz im Zeitfahren (Straße). In den Weltmeisterschaften 2022 gewann sie den 1. Platz im Zeitfahren (Straße) und den 2. Platz im Straßenrennen. Bei den Europameisterschaften 2023 sicherte sie sich den 2. Platz im Zeitfahren (Straße) und den 3. Platz im Straßenrennen. Kerstin Brachtendorf hat im Laufe ihrer Karriere zahlreiche beeindruckende Erfolge erzielt.


Das originale Interview in Videoformat findet sich hier auf YouTube.de.