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Lactobacillus casei: Definition, Funktion & natürliche Quellen
Lactobacillus casei ist ein traditionsreicher Vertreter der Milchsäurebakterien, der in Käse isoliert wurde (lat. caseus = Käse) und den menschlichen Verdauungstrakt vom Dünn‑ bis in den Dickdarm besiedelt. Der Stamm produziert Milchsäure aus einer Vielzahl an Kohlenhydraten, senkt damit das pH‑Milieu und wird in wissenschaftlichen Untersuchungen mit einer stabilen Verdauungsfunktion in Verbindung gebracht. Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir oder gereifte Käse sind natürliche Quellen.
Was ist Lactobacillus casei?
Der Bakterienstamm aus der Familie der Milchsäurebakterien, L. casei, gehört zur Gattung Lactobacillus und ist grampositiv, fakultativ anaerob sowie säure‑ und gallensalzresistent – Eigenschaften, die ihm helfen, die Magenpassage zu überstehen und den Darm zu erreichen. Der Name leitet sich von seiner historischen Isolierung aus Käse ab und unterstreicht seine Bedeutung für fermentierte Lebensmittel.
Charakteristische Merkmale:
- Breites Substratspektrum: Wandelt Laktose, Glukose, Fruktose und pflanzliche Oligosaccharide in L‑(+)-Milchsäure um.
- pH‑Senkung: Milchsäure kann das Umfeld auf pH 5,5–6,5 bringen und so das Wachstum säureempfindlicher Bakterien erschweren.*
- Robustheit: Übersteht Magensäure (< pH 3) und Gallensalze dank Stress‑Response‑Proteinen.
- Käse‑Starterkultur: Bis heute wesentlicher Akteur bei der Reifung von Hart‑ und Schnittkäse, wo er Textur und Aroma mitprägt.
Health‑Claim‑Hinweis: Für einzelne L. casei-Stämme bestehen derzeit zugelassenen gesundheitsbezogenen Claims nach VO (EG) 1924/2006. Alle Funktionsbeschreibungen basieren auf Studien und dürfen nicht als Heilsversprechen verstanden werden.
Natürliches Vorkommen in Lebensmitteln und Darm
Im menschlichen Körper
- Dünndarm (Jejunum & Ileum): Höchste Populationsdichte; hier nutzt der Stamm leicht vergärbare Kohlenhydrate.
- Dickdarm (Kolon): Fermentiert unverdauliche Fasern und trägt potenziell zur Produktion kurzkettiger Fettsäuren bei.
- Mundhöhle & Speiseröhre: Transiente Anwesenheit, vor allem nach Verzehr fermentierter Produkte.
In Lebensmitteln (natürliche & fermentierte Quellen)
| Lebensmittel | Typische Besonderheiten |
|---|---|
| Joghurt mit lebenden Kulturen | L. casei und Lactobacillus bulgaricus bauen Laktose ab, wodurch das Produkt milder verträglich wird. |
| Kefir (Milch‑ & Wasserkefir) | Symbiotische Gärung von Bakterien und Hefen; enthält oft ≥ 10⁶ KBE/g lebende L. casei. |
| Gereifter Käse (Cheddar, Gouda) | Stamm trägt zur Aroma‑Reifung bei und überlebt in der Matrix aufgrund geringer Wasseraktivität. |
| Sauerkraut & Kimchi | Pflanzliche Milchsäuregärung erzeugt ein saures Milieu, in dem L. casei stabil bleibt. |
| Fermentierte Sojadrinks | Pflanzliche Joghurt‑Alternativen werden gezielt mit L. casei beimpft, um Milchsäure und probiotisches Profil zu liefern. |
Funktionen von Lactobacillus casei im Mikrobiom
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Milchsäurebildung & pH‑Modulation
Durch Fermentation senkt L. casei den lokalen pH‑Wert, wodurch das Wachstum bestimmter pathogener Keime eingeschränkt werden kann.
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Konkurrenz um Adhäsionsstellen
Zellwand‑Proteine erleichtern das Anhaften an Epithelzellen, was in Studien mit einer reduzierten Kolonisation durch unerwünschte Mikroben assoziiert wurde.
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Laktosehydrolyse
Das Enzym β‑Galaktosidase spaltet Laktose, wodurch Milchprodukte für laktose‑sensible Personen potenziell besser verträglich sein können.*
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Interaktion mit dem Immunsystem
Peptidoglykane und Teichoinsäuren stimulieren Mustererkennungsrezeptoren (z. B. TLR‑2) und werden in Pilotstudien mit einer ausbalancierten Schleimhaut‑Immunantwort in Verbindung gebracht.*
Alle Funktionsbeschreibungen basieren auf Beobachtungs-, In‑vitro‑ oder Humanstudien und sind kein genehmigter Health‑Claim.
Lactobacillus casei und eine ausgewogene Darmflora - Warum lohnt sich ein Blick auf diesen Stamm?
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Multitalent in der Fermentation: Nutzt verschiedenste Kohlenhydrate → generiert Milchsäure und kurzkettige Fettsäuren.
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Robustheit im GI‑Trakt: Überlebt Magen & Galle – wichtiger Faktor für probiotische Nahrungsergänzungen.
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Synergie mit Präbiotika: Inulin, Fructo‑Oligosaccharide oder resistente Stärke fördern die Koloniezahlen von L. casei im Dickdarm.
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Vielfalt der Lieferquellen: Von traditionell gereiftem Käse bis zu pflanzlichen Joghurt‑Alternativen.
Praktischer Tipp: Wer seine Darmflora gezielt stärken möchte, kombiniert fermentierte Lebensmittel (z. B. Kefir, Käse) mit ballaststoffreichen Pflanzen. So schafft man ein „Ökosystem“, in dem Lactobacillus casei und andere nützliche Bakterien gedeihen können – ganz ohne unzulässige Heilsversprechen.
Fazit
Lactobacillus casei ist ein widerstandsfähiger Milchsäurebakterienstamm, der aufgrund seiner pH‑senkenden Fermentationsprodukte, seiner Fähigkeit zur Laktosehydrolyse und seiner Interaktion mit Immunzellen als wertvoller Bestandteil einer vielfältigen Darmflora gilt. Seine natürliche Präsenz in Käse, Kefir, Joghurt und fermentiertem Gemüse macht es leicht, ihn über die Ernährung aufzunehmen. Ergänzend können probiotische Nahrungsergänzungen mit L. casei genutzt werden – immer unter Beachtung einer ausgewogenen Ernährung und ohne überzogene Heilsversprechen.
Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung. Bei Erkrankungen oder Dauermedikation konsultieren Sie bitte ärztliches Fachpersonal.
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