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Bifidobacterium longum: Nutzen, Funktion & natürliche Quellen

Bifidobacterium longum zählt zu den ältesten Begleitern des Menschen: Bereits bei der Geburt besiedelt es den Verdauungstrakt, wird über die Muttermilch weitergegeben und bleibt – bei ausgewogener Ernährung – ein zentraler Bestandteil der Darmflora bis ins hohe Alter. In wissenschaftlichen Untersuchungen wird der Stamm mit einer normalen Verdauungsfunktion und einer ausgewogenen mikrobiellen Diversität in Verbindung gebracht. Natürliche Quellen sind vor allem fermentierte Lebensmittel wie Kefir, Kimchi oder bestimmte Joghurtkulturen.

Was ist Bifidobacterium longum?

B. longum ist ein grampositives, strikt anaerobes Bakterium aus der Familie der Bifidobacteriaceae. Trotz seiner Fähigkeit, Milchsäure zu bilden, zählt es formal nicht zu den klassischen Milchsäurebakterien (Lactobacillales), sondern bildet eine eigene, bifidogestützte Gattung. Charakteristisch sind:

  • Y-förmige Zellstruktur (bifidus)
  • Verstoffwechslung komplexer Kohlenhydrate zu kurzkettigen Fettsäuren wie Acetat und Milchsäure
  • Pioniermicrobe: Kolonisiert den Säuglingsdarm unmittelbar nach der Geburt via Kontakt mit dem Geburtskanal und Colostrum.

In der modernen Mikrobiom-Forschung wird B. longum häufig als Indexorganismus für ein ausgewogenes Frühmikrobiom herangezogen. Hinweis: Derzeit existieren keine zugelassenen gesundheitsbezogenen Claims für einzelne B. longum-Stämme. Sämtliche Funktionsbeschreibungen basieren auf experimentellen Daten und dürfen nicht als Heilsversprechen ausgelegt werden.

Natürliches Vorkommen von Bifidobacterium longum

Im menschlichen Körper

B. longum siedelt sich bevorzugt im terminalen Ileum und im Kolon an, wo ein Sauerstoffgradient zugunsten anaerober Spezies herrscht. In geringerer Zahl findet man den Stamm in der vaginalen Mikroflora sowie – als transienten Passagier – auf der Haut neugeborener Säuglinge.

Schematische Darstellung zum Aufbau des menschlichen Darmtrakts mit markierten Abschnitten

In Lebensmitteln

Lebensmittel Bemerkung
Kefir Sowohl Milch- als auch Wasserkefir weisen häufig ≥ 10⁶ KBE/g Bifidobacterium-Arten auf
Kimchi & Sauerkraut Laktische Fermentation schafft ein saures Milieu, das das Überleben von B. longum begünstigen kann
Joghurt mit Zusatzkulturen Spezifische Starterkulturen (z. B. B. longum BB-536) werden gezielt beimpft
Fermentierte Sojaprodukte (Natto, Tempeh) In japanischen Studien wurden Bifidobakterien nachgewiesen
Probiotisch angereicherte Säfte & Müsliriegel Hitzesensitive Mikroverkapselung schützt die Bakterien während der Verarbeitung

Praxis-Tipp: Ballaststoffe wie Inulin oder Galacto-Oligosaccharide (GOS) dienen als präbiotische Energiequelle („Bifido-Faktor“) und können B. longum-Populationen zusätzlich begünstigen.

Forschung & Funktion – Was sagt die Wissenschaft?

  • Metabolismus komplexer Kohlenhydrate

    B. longum expressiert spezialisierte Enzyme (Xylanasen, Glucosidasen), die pflanzliche Fasern in verdauliche Metabolite umwandeln. Diese Stoffwechselprodukte können zur Ernährung der Darmschleimhaut beitragen (vor allem Acetat).

  • Kooperation mit dem Immunsystem

    Zellwandbestandteile wie Exopolysaccharide interagieren mit M-Zellen im Peyer-Plaque-Gewebe. In Humanstudien wird dies mit einer normalen Funktion der körpereigenen Abwehr assoziiert.*

  • Wettbewerb um Nährstoffe & Adhäsionsstellen

    Durch festes Andocken an Mukusrezeptoren kann B. longum die Besiedlung durch unerwünschte Mikroorganismen erschweren.

  • Produktion von Milchsäure

    Obwohl kein klassisches Laktobazillus, synthetisiert der Stamm L-(+)-Milchsäure und senkt damit das Milieu-pH – ein Rahmen, in dem säure-empfindliche Keime schlechter gedeihen.

Alle Funktionsbeschreibungen basieren auf publizierten Beobachtungs‑ und In‑vitro‑Studien. Eine direkte ableitbare Gesundheitswirkung ist aktuell nicht von der EU zugelassen.

Nutzung von Bifidobacterium longum in der Probiotik

Aufgrund seiner Robustheit gegenüber Magensäure und Gallensalzen wird B. longum häufig als Leitstamm in probiotischen Formeln eingesetzt.

  • Magensaftresistenz: Spezielle Stressantwort‑Gene erleichtern das Überleben während der gastrointestinalen Passage.
  • Synergie mit Präbiotika: Kombination mit Inulin oder GOS steigert die Koloniezahlen in Placebo‑kontrollierten Studien signifikant.
  • Technologische Stabilität: Mikroverkapselung wie bei Darmsanierung Phase II-A bewahrt Vitalität bei Raumtemperatur und in wasserarmen Matrices (Kapseln, Pulversticks).

Fazit

Bifidobacterium longum ist ein Schlüsselmikroorganismus des menschlichen Mikrobioms – vom Neugeborenen bis ins Alter. Durch seine Fähigkeit, komplexe Kohlenhydrate zu verwerten, Milchsäure zu bilden und mit Immunzellen zu kommunizieren, trägt es potenziell zu einer stabilen Darmumgebung bei. Wer regelmäßig fermentierte Lebensmittel genießt und darauf achtet, genügend präbiotische Fasern aufzunehmen, fördert günstige Bedingungen für B. longum – ganz ohne unzulässige Heilsversprechen.

Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung. Bei Erkrankungen oder Dauermedikation wenden Sie sich an ärztliches Fachpersonal.

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